Meldungen aus dem Bezirksverband Weser-Ems
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Emsland statt Italien

Reservistengruppe um Oberstleutnant Peter Weyers pflegt Begräbnisstätte Esterwegen

Die Gruppe um Oberstleutnant Peter Weyers pflegt die Begräbnisstätte Esterwegen. Foto: Marco Wingert, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, BV Weser-Ems

Auf dem Gelände des Friedhofs in der Nähe der Gedenkstätte Esterwegen herrscht aktuell rege Betriebsamkeit. 15 Reservisten haben sich daran gemacht, auf dieser ganz besonderen Anlage Pflegearbeiten durchzuführen. Und schon nach wenigen Tagen lässt sich erahnen, dass ihr zweiwöchiger Einsatz viel bewirken wird. Vom Eingang zum Friedhof kommend sind die ersten Grabreihen bereits grundlegend instand gesetzt. Die fleißige Truppe hat ungeeignete Bodendecker entfernt und die Randsteine, die teilweise schon lange nicht mehr sichtbar waren, angehoben. Tag für Tag werden sich die Männer nun weiter in den ca. 350 Meter tiefen Friedhof hineinbewegen.

Eigentlich hätten die Gruppe aus elf deutschen und vier belgischen Reservisten aktuell in Italien sein sollen. Jedoch hat die Corona-Pandemie – wie schon im vergangenen Jahr – dazu geführt, dass der Pflegeeinsatz auf der deutschen Kriegsgräberstätte am Futa-Pass ausfallen musste. Statt auf 900 Meter Höhe im Apennin stehen nun Arbeiten im Moor des Emslands an. Das hat damit zu tun, dass der Organisator, Oberstleutnant der Reserve Peter Weyers, vor rund zwei Jahren von Nordrhein-Westfalen nach Ostfriesland gezogen ist. Und ganz in der Nähe seiner neuen Heimat sind die Friedhöfe der 15 Emslandlager der NS-Zeit zu finden, darunter auch die Begräbnisstätte Esterwegen.

Ein Blick auf diesen Friedhof lässt erahnen, dass es sich nicht um eine „normale“ Friedhofsanlage handelt. Anstelle von gleichmäßig ausgerichteten Grabkreuzen erinnern silhouettenhafte Steine an die ursprünglich dort bestatteten Häftlinge der Konzentrationslager Esterwegen, Börgermoor und Neusustrum sowie an die Toten aller Strafgefangenenlager im Emsland. Der wellenhafte Untergrund und die 1981 errichtete Gedenkhalle sind weitere charakteristische Merkmale. Der Untergrund im Moor ist schwierig und die regelmäßigen Pflegearbeiten können angesichts dieser Umstände nicht so gründlich ausfallen wie auf anderen Anlagen. Daher sind alle Beteiligten – das Land Niedersachsen als Friedhofsträger, die Gedenkstätte Esterwegen, das DIZ Emslandlager und der Volksbund im Bezirk Weser-Ems – sehr dankbar für den Einsatz der Reservisten.

Die Friedhöfe der sogenannten Emslandlager befinden sich in den Landkreisen Emsland und Grafschaft Bentheim. Auf ihnen wurden ganz verschiedene Personengruppen bestattet. Außer den Toten der Konzentrationslager, die es ab 1933 im Emsland gab, sind dies unter anderem Opfer der Wehrmachtsjustiz, Nacht- und Nebelgefangene aus den Benelux-Ländern, Displaced Persons, Italienische Militärinternierte, Opfer des Kriegsverbrechers Willi Herold und sowjetische Kriegsgefangene. Alleine aus der letztgenannten Gruppe haben nach aktuellen Forschungen ca. 15–17.000 Tote ihre letzte Ruhe auf diesen Kriegsgräberstätten gefunden.

Allen diesen Opfer der NS-Gewaltherrschaft möchten die Reservisten um Peter Weyers zum Abschluss ihres Pflegeeinsatzes gedenken. Geplant ist eine Gedenkveranstaltung am Freitag, 25. Juni.