Meldungen aus dem Bezirksverband Weser-Ems
Meldungen aus dem Bezirksverband Weser-Ems

Raus aus dem Schatten der Erinnerung – neues Mahnmal erinnert an Kriegsgefangene

Anlässlich des 80. Jahrestages des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion, erinnert die Stadt Oldenburg an das Schicksal der ermordeten und auf dem jüdischen Friedhof begrabenen Kriegsgefangenen sowjetischer, polnischer und unbekannter Herkunft.

Die Installation des Bremer Künstlers Amir Omerović macht auf das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen aufmerksam. Foto: Johanna Knoop, Volksbund Deutsche Kriegsgräbersfürsorge, BV Weser-Ems

„Hier ruhen 54 russische Kriegsopfer“ – mit diesem kurzen, auf einer Steinplatte eingemeißelten Satz wurde jahrzehntelang an die 48 Soldaten und acht Zivilist:innen auf dem alten jüdischen Friedhof an der Dedestraße erinnert. Weitere Informationen fehlten: kein Name, keine Herkunft, kein Datum. Die Anonymität der Kriegsgräber reihte sich ein in eine bundesweite Erinnerungskultur, bei der das Schicksal der rund sechs Millionen sowjetischen Kriegsgefangen lange eine untergeordnete Rolle spielte. Dabei gelten die brutale völkerrechtswidrige Behandlung und der Massenmord an den diesen Menschen bis heute als eines der größten Kriegsverbrechen in der Geschichte. Ein Verbrechen, dass auch in Oldenburg stattfand. Unter schwersten Bedingungen mussten die damaligen Kriegsgefangen in verschiedenen Arbeitskommandos arbeiten. Viele von ihnen starben bereits nach wenigen Monaten an den Folgen von Unterernährung, Krankheit oder durch Gewaltanwendungen. Die Leichen wurden schließlich auf dem jüdischen Friedhof in einem Sammelgrab würdelos begraben. 

Das nun eingeweihte Mahnmal des Bremer Künstlers Amir Omerović erinnert an das Schicksal dieser Männer. Die aus Metall und Bronze bestehende Installation nennt Namen und Lebensdaten der Kriegstoten und gibt ihnen somit ein Stück ihrer Identität und Würde zurück. Dies betonten bei der Einweihung auch Elisabeth Schlesinger, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg und Oberbürgermeister Jürgen Krogmann.

Auf vielen der über 300 Kriegsgräberstätten im Bezirk Weser-Ems sind sowjetische Kriegsgefangene beerdigt. Alleine auf den ehemaligen Lagerfriedhöfen im Emsland haben nach aktuellem Kenntnisstand 15.000–17.000 Rotarmisten ihre letzte Ruhe gefunden. Weitere Beispiele für Kriegsgräberstätten, auf denen Tote dieser Opfergruppe liegen, finden Sie unten.

Kriegsgräberstätte Aurich-Tannenhausen
Heger Friedhof Osnabrück
Kath. Friedhof Ramsloh
Jüdischer Friedhof Badbergen-Grothe