Am Tag vor dem Volkstrauertag standen statt des überwiegend stillen Gedenkens Gespräche und das Klappern von Geldstücken in Sammeldosen im Vordergrund. Der Kreisverband Stadt Oldenburg hatte zur Auftaktsammlung gerufen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens waren diesem Aufruf gerne gefolgt. Noch bis zum Ende der Woche findet die Haus- und Straßensammlung durch die Soldatinnen und Soldaten der diversen Bundeswehrstandorte Oldenburgs statt.
Auf dem Bild zu sehen sind die Teilnehmenden der Auftaktsammlung (obere Reihe) Saskia Glogowski (Bezirksgeschäftsführerin Bezirksverband Weser-Ems), Hauptmann Sascha Möller, Wolfgang Schorn, Hauptmann Michael Soltner, Falk Ohlenbusch, Manuel Keller, (untere Reihe) Hanna Naber MbL, Dr. Julia Figura, Oberstleutnant Andreas Jerichow, ObSrFw d. R. Alfred Claußen, Katja Löwe, Frank Hinrichs (von links nach rechts). © Gerd Schütt
Am Volkstrauertag fand traditionell die Gedenkveranstaltung des Bezirksverbandes im großen Saal des Alten Landtages statt. Der erste Bezirksvorsitzende Nikolaus Jansen führte durch eine ergreifende Gedenkstunde, die angesichts aktueller politischer Spannungen an zusätzlicher Bedeutung gewonnen hat.
Viel Applaus und Dank bekamen die Künstlerinnen und Künstler des Oldenburgischen Staatstheaters, die mit mehreren Musikstücken zur würdevollen Ausgestaltung der Gedenkstunde beitrugen. Paul Plummer am Flügel sowie die Sopranistin Stephanie Hershaw und der Tenor Jason Kim unterstrichen mit einer beeindruckenden Darbietung den nachdenklichen, aber auch zuversichtlichen Charakter der Veranstaltung.
Im Anschluss fand die traditionelle Kranzniederlegung am 91er-Denkmal vor der ehemaligen Bezirksregierung statt. Die Bundeswehr stellte eine Ehrenformation und die Repräsentanten der Stadt Oldenburg (Bürgermeisterin Christine Wolff), Bundeswehr (Brigadegeneral Joachim Hoppe) sowie des Volksbundes (Nikolaus Jansen) gedachten der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.
Im Mittelpunkt der Gedenkfeiern im Bezirk Weser-Ems stehen die Beiträge junger Menschen. Im Rahmen der Veranstaltung beteiligen sie sich auf unterschiedlichste Weise: theatralische Darstellungen, Musikstücke, selbsterstellte Videos oder Friedenszeichen. Doch bei allen Beiträgen geht es darum an die Toten der Weltkriege zu gedenken.
Der Beitrag von den Schülerinnen und Schülern der BBS Ammerland unter dem Titel „Schicksale zwischen Leid, Tapferkeit und Hoffnung: Junge Seelen im Krieg“ setzte sich mit unterschiedlichen Lebenswegen junger Menschen in Kriegszeiten auseinander. Für die Vorbereitung ihres Beitrags wurde die Kriegsgräberstätte in Edewecht besucht, wo überwiegend junge Menschen ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Es wurde der Leidensweg von jungen Soldaten und Kindern auf der Flucht in theatralischer Form dargestellt. Der Schlussbeitrag einer Schülerin, die 2015 aus Syrien fliehen musste, war ein zusätzlicher Aufruf für Frieden und Verständigung.
Anlässlich eines „Geschichts- und Erinnerungstafel“ Projekts zu der Kriegsgräberstätte Bungerhof in Delmenhorst recherchierten die Schülerinnen und Schüler der Wilhelm-von-der-Heyde Oberschule Delmenhorst zu den Einzelschicksalen der dort Bestatteten. Hauptsächlich beschäftigen sie sich mit den verstorbenen Schülern, die bei dem Luftangriff am 8. Oktober 1943 auf die Parkschule ums Leben gekommen sind. Sie konnten einen Zeitzeugen befragen, der im Alter von acht Jahren den Luftangriff miterleben musste. Dieses Projekt stellten sie im Rahmen der Gedenkveranstaltung in Form eines selbst erstellten Videos in Delmenhorst vor.
Die Auszubildenden des Landkreises Frieslands beschäftigten sich im Rahmen ihres Beitrags mit allen Kriegsgräberstätten in ihrem Landkreis. Sie besuchten die Kriegsgräberstätten in Varel, Zetel, Wangerland, Schortens, Sande, Bockhorn, Wangerooge und Jever. Weiterhin beteiligten sie sich ebenfalls an der Auftaktsammlung in Jever.
Sammlerinnen und Sammler waren Steffen Lenz, Monique Stubbemann, Lara Riemer, Malte Peters (Auszubildenden des Landkreises Friesland), Julia Snell (Stadt Jever), Herbert Evers (Kreisgeschäftsführer Volksbund Friesland), Jan Edo Albers (Bürgermeister Stadt Jever) und Oberst Oliver Tamminga (Objektschutzregiment der Luftwaffe „Friesland“) (von links nach rechts). © Landkreis Friesland (Stubbemann)
Ihre Erkenntnisse fassten sie in Plakaten zusammen, die im Nachgang der Gedenkveranstaltung besichtigt werden konnten. Den Auszubildenden ist es wichtig gewesen, dass die Geschichten hinter den Kriegsgräbern erzählt werden und dass das Bewusstsein des Gedenkens an diese Orte gefördert wird.
Weiterhin haben sie im Rahmen der Gedenkveranstaltung einen Gedenkbaum gepflanzt. Dieser Baum soll ein verbleibendes Zeichen des Friedens und der Gemeinschaft symbolisieren.
Der neue Chor der Generationen der Musikschule Gaby Menzel in Jade hatte den Gottesdienst zum Volkstrauertag musikalisch begleitet. Das Lied der Moorsoldaten wurde inhaltlich erarbeitet und die Gruppe der jungen und erwachsenen Menschen besuchten gemeinsam die Kiregsgräberstätte Jade-Schweiburg. Dort legten sie gemeinsam an den Gräbern der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern und deren Kindern und am Mahnmal der gefallenen Soldaten Blumen nieder und gedachten der Verstorbenen.
Schülerinnen und Schüler der IGS Moormerland beschäftigen sich in ihrem Wahlpflichtkurs Gesellschaftslehre mit dem Thema Erinnerungskultur(en). In ihrem Unterricht thematisieren sie auch den Ersten und Zweiten Weltkrieg und das Gedenken an die damit verbundenen Ereignisse. Im Rahmen ihrer erarbeiteten Erkenntnisse erstellten sie eine Rede für die Gedenkveranstaltung in Jheringsfehn/ Boekzetelerfehn am Volkstrauertag. In ihrem Beitrag wird ganz besonders deutlich, dass es wichtig sei den Opfern zu gedenken, aber es sei maßgebend auch die Lehren der Vergangenheit ernst zu nehmen.
All diese Beispiele zeigen, dass junge Menschen überall und unterschiedlichster Generation sich mit den Themen des Ersten und Zweiten Weltkrieges auseinandersetzen – auch wenn auf unterschiedlichste Weise. Doch alle Beiträge haben eine Gemeinsamkeit, denn sie setzen alle ein nicht übersehbares Zeichen des Gedenkens und der Solidarität.